Thursday, August 8, 2013

Sendung 30 - Summer Madness III

Das Termostat zeigt beinahe täglich neue Rekordwerte an. Zum Frühstück wünscht man sich statt Müsli ein Eis am Stiel. Die heiße Jahreszeit hat Caballo nicht kalt gelassen und so präsentiert er diesen Monat 60 Minuten rare Musik, die sich thematisch um Sommer, Sonne und Strand drehen: Afrokubanische Percussionisten spielen "Summertime", deutsche Sängerinnen berichten von ihren Ferien-Depression und christliche Folkrock-Bands singen vom Leben im Sonnenschein. Freut euch auf Funk, Jazz, Librarymusik und Psychedelic.



1) James Reese & The Progressions - Let's go (it's summertime)
(Single, Najma, 1969)

Dieses funkige Sommerinstrumental von James Reese und den Progressions erschien in den frühen 70ern als Single und wurde vor kurzem vom Label Jazzman Records neuaufgelegt. Der Posaunist James Reese, der auf manchen seiner Aufnahmen auch an der Orgel saß, arbeitete regulär als Bandleader an einer Public school und ging in den Schulferien mit Größen des Motown-Labels wie The Temptations oder Diana Ross auf Tour durch die USA. In seiner Karriere trat er mit vielen Soulstars auf, die ihn und seine Band im Raum Ohio als Back-Up buchten, so trat er unter anderem mit Al Green auf, als dieser noch kaum bekannt war.

2) Bartel - Summer in the city
(Bartel, Perception Records, 1972)

John Petrie Bartel war Keyboarder und Kopf dieser Psychedelic/Jazzrock-Formation, die unter dem Namen "Bartel" 1972 John Sebastians Hit "Summer in the City" coverten. Zuvor releaste er schon unter dem Namen The Jon Bartel Thing ein Album, dass ebenfalls sehr gefragt bei Sammlern ist. Viel mehr ist über die Musik des Franzosen leider nicht in Erfahrung zu bringen.

3) Steve Gray - Samba Dee
(Summer Sounds, Bruton Music, 1979)

4) Steve Gray - Rhythm Banana
(Summer Sounds, Bruton Music, 1978)

Bruton Music ist ein britisches Label für Production Music, das von Ende der 70er bis Mitte der 80er Jahre viele Library-Platten veröffentlicht hat. Mitlerweile wurde es wie viele andere Labels von Universal aufgekauft und gehört dem Zusammenschluss Production Music Online UK an, indem über 70.000 Musiktitel verwaltet werden. Darunter befindet sich auch Musik des britischen Komponisten John Scott, der seit Beginn des Library-"Booms" Anfang der 60er Jahre für diverse Musik-Verlage wie Bruton oderKPM geschrieben hat.

5) Manfred Krug - Auf der Sonnenseite
(Summertime Single, Amiga, 1962)
 
Mit einem DDR-Schlagerfunk-Kracher aus den 70ern startet die April-Ausgabe von DITC.
Passend zur Jahreszeit besingt Manfred Krug was ihn beschäftigt "Wenn's draußen grün wird". Den meisten ist er vermutlich als Schauspieler bekannt und wenn man Krugs Versuche hört tenor zu singen, beginnt man zu glauben, dass der vorläufige Berufswechsel die richtige Entscheidung gewesen ist.

6) Mongo Santamaria - Summertime
(La Bamba, Columbia, 1965)

Der amerikanische Perkussionist mit kubanischen Wurzeln gilt als Vater des afrokubanischen Jazz und genoss nicht nur in seiner Heimatstadt großes Ansehen. Musikalische Berührungsängste kannte Santamaria kaum - so ließ er neben Jazz und afrokubanischen Rhythmen auch Salsa und Easy Listening einfließen. Ob mit Perez Prado, Cal Tjader, Dizzy Gillespie oder den Fania All Stars, der Perkussionist tourte stets rund um den Globus und sorgte mit seinen swingenden Polyrhythmen für Bewegungsdrang beim Publikum.

7) Caedmon - Living in the Sunshine
(Caedmon, Privatpressung, 1978)

Im Frühjahr habe ich bereits zwei Sendungen zum Thema rare, religiöse Musik gemacht. Die privatgepresste Platte von Caedmon hätte wunderbar hineingepasst, handelt es sich bei dem britischen Quintett doch um eine christliche Band. Die Folk- und Rockgruppe singt jedoch nicht nur von Jesus, sondern auch vom Leben im Licht, das von oben auf uns herab scheint: "Living in the sunshine".

8) George Smallwood & Marshmellow - Mr. Sunshine pt. 1
(Single, Smallwood, 197?)

Der Soul- und Funkmusiker aus Washington DC wurde jüngst vom Jazzman Label aus London wiederentdeckt, die den einzigen Longplayer des Künstlers und die Singleaufnahmen rereleasten. Die Aufnahmen verdankt der Hörer jedoch einem tragischen Umsntand, denn nachdem Smallwood sich zunächst von der Musik abwandte um als Truckfahrer Geld für seine Familie zu verdienen, verlor er bei einem Unfall das Augenlicht. Da weiteres Arbeiten als Fahrer nicht in Frage kam, richtete er sich zu Hause ein Studio ein, indem er fortan mit großem Eifer komponierte und musizierte. Ein Ergebnis dieser Arbeit ist "Mr. Sunshine".

9) Mystic Siva - Sunshine is too long
(Mystic Siva, V. O. Records, 1972)
 
Als sich die vier Teenager von Mystic Siva Ende der 60er in die Garage ihrer Eltern zurückzogen und mit einer Hammond B3-Orgel herumexperimentierten, rechneten sie sicher nicht damit, dass ihr privatgepresstes Album einmal zu den begehrtesten Scheiben des Psychedelic zählen würde. Die Platte des Rock-Quartetts aus Detroit erzielt heute preise von mehreren tausend Dollar!

10) Gonjasufi - Holidays (MRR Remix)
(The Caliph's Tea Party, Warp, 2010)

Der Sänger aus Kalifornien knüpft mit seiner Form des Psychedelic dort an, wo Bands wie Mystic Siva oder Künstler der Weltmusik wie Erkin Koray eine neue, progressive Ausdrucksform in die Musik brachten. Das Album "A Killer and a Sufi" galt bereits ein Jahr nach Erscheinen als Rarität. 2010 erschien ein Remixalbum seines Debuts, der Remix zu Holidays zählt zu den stärkeren Tracks.

11) Spiteri - Summer after Winter
(Spiteri, Philips, 1973)

Diese Band aus Venezuela ist selbst unter Vinylsammlern kaum bekannt. Anfang der 70er wurden sie nach England eingeladen, um dort ein Album aufzunehmen. Der internationale Erfolg blieb jedoch aus, selbst in Venezuela ist die Band heute kaum bekannt und die Platten schwer-zu-finden. Kein Wunder, löste die Band sich doch schon kurz nach Erscheinen des ersten Albums auf.

12) Hildegard Knef - Holiday Time
(Single B-Seite, Decca, 1971)

Ihre Karriere begann Hildegard Knef als Schauspielerin in den späten 40er Jahren. Für große Aufmerksamkeit sorgte sie erstmals 1950 mit einer Nacktszene in dem Film "Die Sünderin", was heftige Proteste seitens der katholischen Kirche hervorrief und damit verbunden für großen Medienrummel sorgte. Wer an ihren bekanntesten Song "Für dich soll's rote Rosen regnen" denkt, den mag dieser Umstand ueberraschen.

Der in dieser Ausgabe gespielte Titel wirft ein fuer Knef typisches Bild auf die oft so fröhlich beschriebene "Ferienzeit". In ihren Zeilen drueckt sie die Tritesse und Selbstzweifel aus, was manchmal schon destruktive, depressive Zuege annimmt. Die seltene englische Version des Songs erschien 1971 als Single in Frankreich.

13) Ryo Fukui - Early Summer
(Scenery, Trio Records, 1976)

Nur zwei Alben hat der Jazzpianist Ryo Fukui veröffentlicht, wenn man den einschlägigen
Musik-Datenbanken im Netz glauben schenkt. "Scenery" wäre demnach die Debut-LP des Japaners, der die Platte als Teil eines Trios über das Label Trio Records veröffentlichte, auf dem viele wichtige Platten des Contemporary Jazz und japanischen Fusion erschienen. "Early Summer" ist ein zehnminütiges Stück von der Platte "Scenery", die im freistelligen Bereich gehandelt wird.