Tuesday, October 1, 2013

Sendung 32 - Obscure Krauts

In der vorerst letzten Ausgabe von DITC erwarten euch Obskuritäten mit deutschen Texten, bzw. aus dem deutschsprachigen Raum. Caballo frönt noch einmal seiner Leidenschaft für absurde und irrwitzige Platten und hat für euch christlichen Jazz, marxistischen Arbeiterrock, Schlager für Biermarken und andere Skurrilitäten ausgegraben.
Zwischen November und Januar wird ein Best-Of der letzten 30 Ausgaben gesendet. Im kommenden Jahr gibt es dann einen DITC-Relaunch. Nähere Infos folgen Anfang 2014. 

 

Monday, September 2, 2013

Sendung 31 - Made in Japan

In der September-Ausgabe stellt euch Caballo rare Scheiben aus Japan vor. Das Land gilt unter Plattensammlern als Mekka für Raritäten aus aller Welt, die jedoch meist zu überzogenen Preisen gehandelt werden. Dabei übersehen viele, dass auch die japanische Musikszene in den letzten Jahrzehnten großartige Tonträger hervorgebracht hat. Eine Auswahl an Fusion, Psychedelic, Musik aus Anime-Serien, sowie traditionelle Koto-Klänge und Soundtracks zu Samurai-Filmen, wie dem obskuren "Hanzo the Razor", erwarten euch in dieser Sendung.


Thursday, August 8, 2013

Sendung 30 - Summer Madness III

Das Termostat zeigt beinahe täglich neue Rekordwerte an. Zum Frühstück wünscht man sich statt Müsli ein Eis am Stiel. Die heiße Jahreszeit hat Caballo nicht kalt gelassen und so präsentiert er diesen Monat 60 Minuten rare Musik, die sich thematisch um Sommer, Sonne und Strand drehen: Afrokubanische Percussionisten spielen "Summertime", deutsche Sängerinnen berichten von ihren Ferien-Depression und christliche Folkrock-Bands singen vom Leben im Sonnenschein. Freut euch auf Funk, Jazz, Librarymusik und Psychedelic.



1) James Reese & The Progressions - Let's go (it's summertime)
(Single, Najma, 1969)

Dieses funkige Sommerinstrumental von James Reese und den Progressions erschien in den frühen 70ern als Single und wurde vor kurzem vom Label Jazzman Records neuaufgelegt. Der Posaunist James Reese, der auf manchen seiner Aufnahmen auch an der Orgel saß, arbeitete regulär als Bandleader an einer Public school und ging in den Schulferien mit Größen des Motown-Labels wie The Temptations oder Diana Ross auf Tour durch die USA. In seiner Karriere trat er mit vielen Soulstars auf, die ihn und seine Band im Raum Ohio als Back-Up buchten, so trat er unter anderem mit Al Green auf, als dieser noch kaum bekannt war.

2) Bartel - Summer in the city
(Bartel, Perception Records, 1972)

John Petrie Bartel war Keyboarder und Kopf dieser Psychedelic/Jazzrock-Formation, die unter dem Namen "Bartel" 1972 John Sebastians Hit "Summer in the City" coverten. Zuvor releaste er schon unter dem Namen The Jon Bartel Thing ein Album, dass ebenfalls sehr gefragt bei Sammlern ist. Viel mehr ist über die Musik des Franzosen leider nicht in Erfahrung zu bringen.

3) Steve Gray - Samba Dee
(Summer Sounds, Bruton Music, 1979)

4) Steve Gray - Rhythm Banana
(Summer Sounds, Bruton Music, 1978)

Bruton Music ist ein britisches Label für Production Music, das von Ende der 70er bis Mitte der 80er Jahre viele Library-Platten veröffentlicht hat. Mitlerweile wurde es wie viele andere Labels von Universal aufgekauft und gehört dem Zusammenschluss Production Music Online UK an, indem über 70.000 Musiktitel verwaltet werden. Darunter befindet sich auch Musik des britischen Komponisten John Scott, der seit Beginn des Library-"Booms" Anfang der 60er Jahre für diverse Musik-Verlage wie Bruton oderKPM geschrieben hat.

5) Manfred Krug - Auf der Sonnenseite
(Summertime Single, Amiga, 1962)
 
Mit einem DDR-Schlagerfunk-Kracher aus den 70ern startet die April-Ausgabe von DITC.
Passend zur Jahreszeit besingt Manfred Krug was ihn beschäftigt "Wenn's draußen grün wird". Den meisten ist er vermutlich als Schauspieler bekannt und wenn man Krugs Versuche hört tenor zu singen, beginnt man zu glauben, dass der vorläufige Berufswechsel die richtige Entscheidung gewesen ist.

6) Mongo Santamaria - Summertime
(La Bamba, Columbia, 1965)

Der amerikanische Perkussionist mit kubanischen Wurzeln gilt als Vater des afrokubanischen Jazz und genoss nicht nur in seiner Heimatstadt großes Ansehen. Musikalische Berührungsängste kannte Santamaria kaum - so ließ er neben Jazz und afrokubanischen Rhythmen auch Salsa und Easy Listening einfließen. Ob mit Perez Prado, Cal Tjader, Dizzy Gillespie oder den Fania All Stars, der Perkussionist tourte stets rund um den Globus und sorgte mit seinen swingenden Polyrhythmen für Bewegungsdrang beim Publikum.

7) Caedmon - Living in the Sunshine
(Caedmon, Privatpressung, 1978)

Im Frühjahr habe ich bereits zwei Sendungen zum Thema rare, religiöse Musik gemacht. Die privatgepresste Platte von Caedmon hätte wunderbar hineingepasst, handelt es sich bei dem britischen Quintett doch um eine christliche Band. Die Folk- und Rockgruppe singt jedoch nicht nur von Jesus, sondern auch vom Leben im Licht, das von oben auf uns herab scheint: "Living in the sunshine".

8) George Smallwood & Marshmellow - Mr. Sunshine pt. 1
(Single, Smallwood, 197?)

Der Soul- und Funkmusiker aus Washington DC wurde jüngst vom Jazzman Label aus London wiederentdeckt, die den einzigen Longplayer des Künstlers und die Singleaufnahmen rereleasten. Die Aufnahmen verdankt der Hörer jedoch einem tragischen Umsntand, denn nachdem Smallwood sich zunächst von der Musik abwandte um als Truckfahrer Geld für seine Familie zu verdienen, verlor er bei einem Unfall das Augenlicht. Da weiteres Arbeiten als Fahrer nicht in Frage kam, richtete er sich zu Hause ein Studio ein, indem er fortan mit großem Eifer komponierte und musizierte. Ein Ergebnis dieser Arbeit ist "Mr. Sunshine".

9) Mystic Siva - Sunshine is too long
(Mystic Siva, V. O. Records, 1972)
 
Als sich die vier Teenager von Mystic Siva Ende der 60er in die Garage ihrer Eltern zurückzogen und mit einer Hammond B3-Orgel herumexperimentierten, rechneten sie sicher nicht damit, dass ihr privatgepresstes Album einmal zu den begehrtesten Scheiben des Psychedelic zählen würde. Die Platte des Rock-Quartetts aus Detroit erzielt heute preise von mehreren tausend Dollar!

10) Gonjasufi - Holidays (MRR Remix)
(The Caliph's Tea Party, Warp, 2010)

Der Sänger aus Kalifornien knüpft mit seiner Form des Psychedelic dort an, wo Bands wie Mystic Siva oder Künstler der Weltmusik wie Erkin Koray eine neue, progressive Ausdrucksform in die Musik brachten. Das Album "A Killer and a Sufi" galt bereits ein Jahr nach Erscheinen als Rarität. 2010 erschien ein Remixalbum seines Debuts, der Remix zu Holidays zählt zu den stärkeren Tracks.

11) Spiteri - Summer after Winter
(Spiteri, Philips, 1973)

Diese Band aus Venezuela ist selbst unter Vinylsammlern kaum bekannt. Anfang der 70er wurden sie nach England eingeladen, um dort ein Album aufzunehmen. Der internationale Erfolg blieb jedoch aus, selbst in Venezuela ist die Band heute kaum bekannt und die Platten schwer-zu-finden. Kein Wunder, löste die Band sich doch schon kurz nach Erscheinen des ersten Albums auf.

12) Hildegard Knef - Holiday Time
(Single B-Seite, Decca, 1971)

Ihre Karriere begann Hildegard Knef als Schauspielerin in den späten 40er Jahren. Für große Aufmerksamkeit sorgte sie erstmals 1950 mit einer Nacktszene in dem Film "Die Sünderin", was heftige Proteste seitens der katholischen Kirche hervorrief und damit verbunden für großen Medienrummel sorgte. Wer an ihren bekanntesten Song "Für dich soll's rote Rosen regnen" denkt, den mag dieser Umstand ueberraschen.

Der in dieser Ausgabe gespielte Titel wirft ein fuer Knef typisches Bild auf die oft so fröhlich beschriebene "Ferienzeit". In ihren Zeilen drueckt sie die Tritesse und Selbstzweifel aus, was manchmal schon destruktive, depressive Zuege annimmt. Die seltene englische Version des Songs erschien 1971 als Single in Frankreich.

13) Ryo Fukui - Early Summer
(Scenery, Trio Records, 1976)

Nur zwei Alben hat der Jazzpianist Ryo Fukui veröffentlicht, wenn man den einschlägigen
Musik-Datenbanken im Netz glauben schenkt. "Scenery" wäre demnach die Debut-LP des Japaners, der die Platte als Teil eines Trios über das Label Trio Records veröffentlichte, auf dem viele wichtige Platten des Contemporary Jazz und japanischen Fusion erschienen. "Early Summer" ist ein zehnminütiges Stück von der Platte "Scenery", die im freistelligen Bereich gehandelt wird.
 

Monday, July 1, 2013

Sendung 29 - Brazilian Flavour

Das einwohnerstärkste Land Lateinamerikas hat unter anderem mit Stilen wie Samba, Bossa Nova und MPB die Musikwelt der 60er und 70er Jahre nachhaltig beeinflusst. Caballo taucht dieses Mal nach brasilianischen Klangperlen, die seit dem in Vergessenheit geraten sind und befördert sommerlichen Funk, Rock und Jazz auf den Plattenteller.

    

1) Os 3 Morais - Freiro Aerodinamico
(Os Tres Morais, London Records, 1971)

 Die Ausgabe startet mit "Feiro Aerodinamico" von Os 3 Morais, einer (der Bandname legt es bereits nahe) dreiköpfigen Gesangsgruppe aus Brasilien. Ihr gleichnamiges Album, gleichzeitig ihre zweite Studio-LP ist heute heiß begehrt und kostet circa 100 Euro. Eine Nachpressung oder CD-Veröffentlichung gibt es meines Wissens nach nicht.

2) Djavan - Nereci
(Djavan, Odeon, 1978)

Djavan Caetano Viana wurde 1949 in Alagoas geboren und begann mit 24 Jahren als Sänger und Gitarrist durch die Nachtclubs Rio de Janeiros zu tingeln. Nachdem er eine Reihe von Gesangswettbewerben gewann, veröffentlichte er 1976 sein erstes Album und positionierte sich musikalisch im brasilianischen Pop MPB. Manche seiner Lieder wurden international Hits und unter anderem von Al Jarreau, Carmen McRae oder The Manhattan Transfer neuinterpretiert.

3) Tim Maia - O caninho do bem
(Racional Vol.2, 1975, Seroma)

Tim Maia galt Zeit seines Lebens als umstrittene Musiklegende mit kuriosem Laubenslauf. Als Teenager wanderte er in die USA aus, wo er jedoch mehr Zeit in der Gefängniszelle als im Studio verbrachte und nach vier Jahren wieder nach Brasilien abgeschoben wurde. Funk und Soul-Musik hatten es ihm aber angetan und fanden mit den portugiesischen Texten großen Anklang in seinem Heimatland. Die Star-Allüren ließen nicht lange auf sich warten und so blieb er regelmäßig Auftritten fern, verbrannte Session-tapes, die er mit der Band von James Brown aufgenommen hatte, ließ Kampfhunde auf den Boss seines Labels los und hatte weit mehr als hundert Gerichtsverfahren am Hals. 1974 schloss er sich nach einem Meskalintrip der Sekte Cultura Racional an, und entsagte fortan dem Leben mit Dorgen und Gewalt und sang ausschließlich über diesen neuen Weg der Vernunft – wie auch auf „O camijo do bem“. Nachdem er seine Frau jdeoch inflagranti mit dem Oberhaupt des Kultes erwischte, trat sofort aus der Organisation aus und fröhnte wieder seinem alten Rockstarleben bis 1998, als er im Alter von 55 Jahren starb.


4) Edu Lobo - Viola fora do mora
(Missa Breve, Odeon, 1972)

Edu Lobo ist einer der Bossa Nova-Ikonen der 60er Jahre. Zu seinen größten Erfolgen zählt das häufig neuinterpretierte "Upa Neguinho", weniger bekannte Songs wie "Viola fora do mora" zählen live aber ebenfalls zu seinem Standard-Repertoire. Auf der Bühne sang und musizierte er bereits gemeinsam mit brasilianischen Musikgrößen wie Elis Regina, Serdio mendes oder Antonio Carlos Jobim, dem Begründer des Bossa Nova. Amerikanische Stars wie Earth, Wind & Fire wollten aber ebenso mit Lobo aufnehmen, wie der belgische Jazzer Toots Thielemann.

5) Nara Leao - Cacara
(Os grandes sucessos de Nara Leao, Fontana, 1982)

Aus Sicht ihres Vaters war nara Leao ein schüternes Kind. Aus diesem Grund schenkte er ihr zum zwölften Geburtstag eine Gitarre. Bereits als Teenager kam sie in Kontakt mit der jungen Bossa Nova-Szene und begann 1963 als Tourbegleitung von Sergio mendes ihre professionelle Musiklaufbahn.

6) Joao Donato - A ra
(Quem e quem, Odeon, 1973)

Bis in die späten 60er dominierte dort Bossa Nova die Hitparaden, eine Mischung aus Samba und Cool Jazz, die ursprünglich Antonio Carlos Jobim entwickelt und von vielen Musikern auch außerhalb Brasiliens aufgegriffen wurde. Einer der brasilianischen Sessionmusiker, der bereits früh in dieser Bewegung mitwirkte war Joao Donato. Er spielte unter anderem mit Jobim und Joao Gilberto, aber eben auch mit amerikanischen Jazzkollegen wie Ron Carter oder Bud Shank und war so maßgeblich an der Verbreitung des Stils beteiligt.

7) Marcos Valle - The Crickets sing for Anamaria
(Samba '68, Copacabana, 1968)

8) Marcos Valle - Mentira
(Previsao Do Tempo, Odeon, 1973)

Der Multiinstrumentalist, Produzent und Sänger Marcos Valle begann seine Karriere in den frühen 60ern mit Samba-Aufnahmen, schloss sich dann aber schnell der Bossa Nova-Bewegung an und spielte unter anderem in der Band von Sergio Mendes, ehe er sich in den frühen 70ern dem Jazz, Soul und später dem Fusion zuwandte. Obwohl er sich nie wirklich aus dem Musikgeschäft zurückzog, geriet seine Musik in den späten 80ern und 90ern etwas in Vergessenheit. Seit einigen Jahren ist jedoch wieder ein wachsendes Interesse an seinen alten Aufnahmen festzustellen. Erst vor wenigen Monaten wurden vier seiner Alben neuveröffentlicht. Eines davon ist Previsao do tempo von 1973, von dem ich nun den großartigen Titel Mentira spiele.

9) 14 Bis - God save the Queen
(Single, MAD, 1972)

Die Single "God save the Queen" bezieht sich nicht auf den gleichnamigen Song der briischen Punkband he Sex Pistols - ein Blick auf das Erscheinungsjahr genügt zum Beweis. Kurioserweise scheint es zwei  Rock-Gruppen mit dem Namen 14 Bis zu geben, soweit ich weiß, hat die hier zu hörende Band nur diese Sngle releast. Wohingegen die zweiten 14 Bis ihre Karriere 1979 mit dem Album "14 Bis" starteten und bis heute aktiv ist.

10) Azambuja & CIA - Tema do Azambuja
(Azambuja & CIA, CID, 1975)

Zu dieser LP und ihren Interpreten liegen mir leider kaum Informationen vor. Das Album erschien 1975 und ist vor allem wegen "Tema do Azambuja" sehr begehrt.


11) Peter Thomas - Afrikan Bossa
(O Melhor De Peter Thomas, Imagem, 1974)

Bei dem Titel „O melhor de Peter Thomas“ musste ich natürlich gleich an den deutschen Filmkompnisten Peter Thomas denken, der unter anderem die Musik für Raumpatrouille Orion geschrieben hat. Das Cover, auf dem eine schlecht ins Bild eingefügte Heimorgel durchs Weltall fliegt, hat den Eindruck es würde sich hierbei um eine Low-Budget-Adaption seiner Musik handeln noch verstärkt. Zwar ist dieser Peter Thomas Peter nicht jener Filmkomponist, sondern brasilianischer Organist, doch Stücke wie „Afrikan Bossa“ machen diese Scheibe trotzdem zu einem großartigen Album, dass an Library-Platten der frühen 70er erinnert.

12) Banda Uniao Black - A familia Black
(Banda Uniao Black, Polydor, 1977)

Die neun-köpfige Funkband Banda Uniao Black aus Brasilien nahm lediglich ein Album auf - dieses hat es jedoch in sich. Viele US-Funkgruppen, besonders Ende der 70er hätten sich hier ruhig mal den ein oder anderen Groove abschauen können. Das mit dem "einen" Album stimmt dann genau genommen auch gar nicht, denn nach fast 40 Jahren Auszeit nahm die Band 2006 eine weitere LP für das Label Vampisoul auf. Auf dieser setzten sie ihren damaligen Stil konsequent fort, nur das die Drums und Bässe noch mehr Druck haben. Eine Empfehlung für alle Funk-Fans.

 13) Elis Regina - Mundo Destero
(Ela, Philips, 1971)

Zwar starb Elis Regina bereits im Alter von 36 Jahren, dennoch hat sie die brasilianische Musik in ihrer kurzen Schaffensphase entscheidend geprägt. Sie war die Königin der Musica Poulare Brasileira, kurz MPB, der wichtigsten Musikrichtung des Landes in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Das Genre entstand kurz nach Bossa Nova in den 60ern und verbindet ebenfalls traditionelle Musik Brasiliens wie Samba mit neuen Stilen der Unterhaltungsmusik, wie Rock und Reggae. Elis Regina verhalf dieser Musik zu großer Bekanntheit und prägte ein neues künstlerischen Selbstverständnis von Sängerinnen, bei dem Inszenierung durch Mimik, Gestik und Kostüm eine wichtige Rolle spielten.

14) Arthur Verocai - Dedicado a Ela
(Arthur Verocai, Continental, 1972)

Im vergangenen Jahr wurde diese LP bei Ebay für einen Rekordpreis von 5000$ versteigert! Grund für diesen unglaublich hohen Preis ist einerseits die Qualität der Scheibe, keine Frage. Nicht jede gute Platte wird aber für 5000$ gehandelt. Wenn man die Preisentwicklung dieses Albums betrachtet, dann fällt auf, dass sie bei Sammlern vor allem so hoch im Kurs steht, seitdem Künstler wie Madlib oder MF Doom sie für ihr Songs gesampelt haben. Mitlerweile folgten diverse Neuveröffentlichungen, wodurch auch mehr Produzenten die Möglichkeit hatten mit Soundschnipseln dieses Albums zu arbeiten. Das Original dazu gewann folglich an Wert bei einer so hohen Nachfrage. Ob die Platte aber 5000$ Wert ist, gegenüber 20$ für die Nachpressung, sei dahingestellt.
15) Jayme Marques - Berimbao
(Brasil Pop, RCA Camden, 1975)

Bei "Berimbao" handelt es sich um einen wahren Klassiker der brasilianischen Musik. In dem vom Gitarristen Baden Powell komponierte Song  steht das gleichnamige Perkussions-Instrument im Mittelpunkt, ein ein-saitiger Musikbogen mit einem Flaschenkürbis als Resonanzkörper. Es ist traditionell das Hauptinstrument des Kampftanzes Capoeira, fand aber durch Dom Um Ramao in den 70ern auch Eingang in den Jazz und später in weitere Stile. Unzählige Versionen gibt es mittlerweile von diesem Titel, eine besonders gelungene ist die von Jayme Marques. Er kam in den 60ern nach Portugal, um Bossa Nova in Europa bekannter zu machen. Von seinem in Spanien veröffentlichten Album "Brasil Pop" aus dem Jahr 1975 stammt seine Interpretation.

Tuesday, June 4, 2013

Sendung 28 - Holy Funk II

Holy Funk! Im zweiten Teil der sakralen Ausgrabungen, stellt euch Caballo unter anderem muslimischen Garagenrock aus Nigeria , deutschen Christ-Psych und Funk aus Israel vor, bei dem viele Cratedigger vom Glauben abfallen dürften (in diesem Falle wohl eher umgekehrt). Euch erwarten noch einmal 60 Minuten geistliche Musik, von der nur die Wenigsten ahnten, dass sie überhaupt existiert.


1) Kent Schneider - The church within us, o Lord

(Celebration of Modern Man, Delmark, 1969)

Komponist und Arrangeur Kent Schneider nahm mit seiner Band The Dukes of Kent und dem Chor Voices of Celebration 1969 das Album "Celebration of Modern Man" auf, welches beim renommierten Label Delmark Records aus Chicago erschien. Auf diesem, auf Jazz und Blues spezialisierten Musikverlag, veröffentlichten unter anderem Kollegen wie Sun Ra oder Anthony Braxton. Der Song "The church within us, O Lord" ist durch die Single-Reissue auf Jazzman Records sicherlich der bekannteste Song dieses musikalischen Kirchenprojekts, das für vom Center for Contemporary Celebration in Indiana iniziiert wurde.

2) Ralph Carmichael - Switchblade Theme
(The Cross and the Switchblade, Light, 1971)

Der Soundtrack zum Film "The Cross and the Switchblade" von 1971 ist unter B-Boys äußerst beliebt - wer das Titelthema hört, braucht sich nicht zu wundern wieso. Der Film basiert auf einem Buch des Evangelisten David Wilkenson, das in Deutschland unter dem Titel "Das Kreuz und die Messerhelden" erschien. Darin beschreibt er seine Arbeit mit Jugendbanden und Drogenabhängigen in New York.
Seine Predigt war vor allem auf die Ermutigung und Stärkung gläubiger Christen ausgerichtet. vermied es, Christen nach ihrer unterschiedlichen Kirchenzugehörigkeit zu sortieren, und fand daher auch in Deutschland eine relativ breite Zuhörerschaft in der ökumenischen Bewegung.
3) Tonistics - Dimona (Spiritual Capital of the world)
(Sweet Land of Mine, Kingdom, 1976)

Die Geschichte der Tontronics beginnt in Chicago. In den Armenvierteln im Süden der Stadt lebten in den 60ern überwiegend Afroamerikaner. Die Glaubensgemeinschaft der Black Hebrews, die hier besonders stark war, sah einen Ausweg aus den schlechten Verhältnissen darin, nach Israel auszuwandern - in jenes Land, in welchem ihrer Auffassung nach der Ursprung ihrer Kultur läge. In der israelischen Stadt Dimona gründeten sie Kommunen, in denen neben gemeinsamen Gebeten auch Musik zelebriert wurde. Die Musik diente dabei nicht nur der Unterhaltung, sondern auch der Verbreitung ihrer Glaubensgrundsätze, die Tonistics sollten mit zeitgenössischem Soul und Funk Mitglieder werben und auf die Black Hebrews aufmerksam machen. Auf der LP "Sweet Land of Mine" sind neben den Tonistics auch weitere Gruppen der Black Hebrews aus Dimona zu finden, wie zum Beispiel The Angelettes und die Vorgänger-Gruppe The Soul Messengers.

4) Masonic Wonders - I call him
(Single, More Love, 1981)

Die Masonic Wonders sind eine kleine Rhythm'n'Blues-Kapelle aus Milwaukee, Wisconsin. Beeinflusst vom Soulsound aus dem nahegelegenen Detroit nahmen sie Anfang der 80er Singles für das christliche Label More Love auf, die mit ihrem analogen Sound eher nach frühen 70ern klingen. Sicher auch ein Grund, warum die Platte heute nur schwer zu finden ist.

5) Impulse Chor + Band - Ein Lied für den König
(Weißt du wo der Himmel ist, Impulse-Musikverlag, 19??)

Dem einen oder anderen dürfte der Song "Ein Lied für den König" bereits auf dem zweiten Teil der großartigen Godly Grooves-Mixe von DJ Scientist und DJ Arok aufgefallen sein. Dieser funkige, positive Track ist ein rares Klangdokument, dass auch in Deutschland christliche Musik entstand, die nicht altbacken oder nach Schlager klingt. Bedankt euch bei Johannes, der mir diesen Song für die Sendung hat zukommen lassen. Auf seinem Youtube-Channel sohnderdonner gibt es noch viel mehr Musik aus geistliche Musik aus Deutschland zu entdecken.

6) Oratorium - Du bist die Stimme
(Oratorium, ASS, 1972)

Diese Privatpressung gilt bei Sammlern weltweit als heiliger Gral. Grund dafür ist neben der winzigen Erstauflage von 300 Exemplaren, der Sound der Platte: Die christlichen Texte auf deutsch wurden unterlegt mit Psychedelic und Garagenrock, wie man ihn sonst nur von raren Progressive-Scheiben aus den USA kennt.Sofort-Kauf im Internet ist möglich, man muss jedoch mindestens 600 Euro auf der hohen Kante haben.


7) Bill Coleman & Jef Gilson - Agnus Dei
(Jazz pour dieu, Unidisc, 196?)

Gilsons Platteneinspielungen, auf denen der französische Pianist und Arrangeur schon früh Kompositionen mit Tempowechseln, bitonalen Schichtungen und chromatischen Themen experimentierte, erschienen größtenteils auf Minilabels. Kommerzielle Erfolge blieben aus, so dass Gilson 1968 vorübergehend nach Madagaskar ging. 1971 kehrte er zurück und orientierte sich nun zunächst am Ethno-Jazz, dessen Vorreiter Mulatu Astatke ein möglicher Einfluss ist. Im vergangenen Jahr starb Gilson in Frankreich. Ein Best of mit raren Aufnahmen erschien bei Jazzman Records.

8) The Aaltos - They crucified him
(In Scandinavia, Evangelii Center, 197?)

The Aaltos kommen aus Schweden. Sie sind protestantisch. In den 70er Jahren brachten sie auf dem Label Evangelii Center zwei Alben heraus, die sich musikalisch zwischen Rock, Psych, Funk und Pop bewegen. Damit erschöpfen sich die Informationen, die ich über die Gruppe sammeln konnte jedoch schon. "They crucified him" stammt von ihrer zweiten und offenbar letzten LP "In Scandinavia".

9) Erich Kleinschuster Sextett - Communion
(Oberwarter Messe, EMI, 1970)

Der österreichische Posaunist Erich Kleinschuster begann seine Karriere beim Tanzorchester von Radio Graz. 1966 gründete der promovierte Jurist sein eigenes Sextett, unter anderem mit Art Farmer und Fritz Pauer. Bereits drei Jahre baute er sich ein zusätzliches Standbein als Hochschullehrer auf im Jazzinstitut des Konservatorium Wien, welches er ebenfalls gründete.

10) James Tatum - Alleluia
(Contemporary Jazz Mess, JTTP, 196?)

 James Tatum ist ähnlich wie Erich Kleinschuster Musiker und Musiklehrer, dessen Karriere durch Jazz geprägt ist und auf diesem Weg auch mit Religion in Kontakt kam. Seit über 30 Jahren unterrichtet Tatum an der Oakland University in Detroit, wo er im Laufe seiner Karriere unter anderem mit Jazzstars wie Coleman Hawkins, Mercer Ellingtion und Dr. Billy Taylor auftrat. Das Album "Contemporary Jazz Mess" entstand meines Wissens nach noch vor seiner Lehrtätigkeit.

11) Andrew Wartts & The Gospel Storytellers - Peter & John
(There is a god somewhere, Champ, 1982)

Mit Hilfe von Oliver Sain's Gitarristen Earl Wright kam die LP "There is a god somewhere" zu stande, die zwei Jahre nach den Aufnahmesessions über das kleine Label Champ Records aus Nashville, Tennesse, erschien. Andrew Wartts und seine Gospel Storytellers liefern hierauf eine Mischung aus Funk, Soul, Gospel und R'n'B, wobei auch der Anteil an Spoken Word nicht zu kurz kommt. Auf "Peter & John" werden die Musiker auch dem Anspruch des Geschichtenerzählens gerecht. Obskur!

12) The Last Call of Shiloh - Joy of a friend
(The Last Call, Last Call, 1972)

Noch eine Privatpressung, die heute äußert begehrt ist: The Last Call of Shiloh stammen aus Sandpoint, Idaho. Die Bandmitglieder lebten gemeinsam in einer christlichen Kommune, ehe sie ein paar Jahre später wohl nach New Jersey zogen und dort unter dem Namen Living Sacrifice auftraten. Der Name Shiloh ist nach Angaben auf der LP ein anderer Name für Jesus, dem sie auf "Joy of a friend" auch Tribut zollen.

13) Majesty - You're number one
(Deliverance, Morata, 1984)

Hat jemand gerade 1450€ parat? Soviel muss man momentan im Netz für die quasi-Privatpressung des Tonträgers "Deliverance" von 1984 zahlen. Damit ist diese Platte alles andere als ein Schnäppchen und zählt zu den rarsten und unbekannteren Scheiben im ohnehin schon sehr speziellen Xian-Genre.

14) Ofo & The Black Company - Allah Whakbar
(Single, Decca, 1972)

Ofo & The Black Company war eine Studentenband, die sich in Lagos gründete und wegen ihres Rufs als spektakuläre Liveband in den 70ern nach Großbritannien eingeladen wurde. Ein Album nahmen sie soweit ich weiß nicht auf, aber eine Single veröffentlichten sie 1972 über Decca UK, die heute bei Sammlern sehr gesucht ist.

15) The Electric Prunes - Holy are you
(Release of an Oath, Reprise, 1969)

Die Mitglieder der Electric Prunes fanden sich in San Fernando Valley, Los Angeles. Sie starteten ihre Karriere mit Psychedelic-Singles, die sie an lokale Radiostationen verschickten. Es dauerte nicht lange, bis das Label RCA auf die Gruppe aufmerksam wurde, die zu diesem Zeitpunkt schon einige Hits in der Region landen konnte. Nach Charterfolgen in den USA und England, stellte Prunes-Manager Lenny Poncher Kontakt zum Arrangeur und Komponisten David Axelrod her. Axelrod schrieb jedoch Stücke, die technisch so anspruchsvoll waren, dass die Garagen-Band während der Produktionsphase von "Mass in F-Minor" aufgab und die kanadische Gruppe the Collectors die Aufnahmen vervollständigten. Für das zweite gemeinsame Album "Release of an Oath" engagierte Axelrod darum Top-Studiomusiker aus Los Angeles und liess die Electric Prunes lediglich den Gesang aufnehmen.

Monday, May 6, 2013

Sendung 27 - Holy Funk I

Diese Ausgabe kann als unkonventioneller Nachtrag zum evangelischen Kirchentag gesehen werden, der am ersten Mai-Wochenende in Hamburg stattfand. Caballo hat sich auf die Suche nach dem heiligen Gral begeben und präsentiert ungewöhnliche, obskure und seltene Aufnahmen religiöser Musik. Unzählige Plattenkisten wurden durchwühlt und immer mehr verschollene LP's zu Tage befördert, die das Herz jedes Cratediggers höher schlagen lassen. Unter anderem gibt es sakralen Jazz aus Mexiko, Folk aus Norwegen, Highlife aus Nigeria und Funk aus Deutschland. Ein Heidenspaß - auch für Christen.


Für die Zusammenstellung der Musik hat Caballo tatkräftige Unterstützung von Johannes bekommen, der seit vielen Jahren christliche Musik vor allem aus Deutschland sammelt. Auf seinem Youtube-Channel hat er ausgewählte Stücke seines Fundus' hochgeladen.

1) Tino Contreras y su Grupo - Santo
(Misa en Jazz, Pax, 1968)

Der Schlagzeuger aus Mexiko ist seit mehr als 50 Jahren aktiv und nahm in den späten 60ern eine Reihe von LP's mit seiner Gruppe auf, die heute äußerst schwer zu finden sind. Der Schwerpunkt seines Schaffens liegt auf Hardbop und modalem Jazz. Besonders auf der Platte "Misa en Jazz" ist dies deutlich zu hören. Für den darauf enthaltenen Titel "Santo" hat sich Contreras bei David Brubeck's Standard "Take five" bedient. Das Orgelostinato im 5/4 Takt trägt unüberhörbar die Handschrift des im letzten Jahr verstorbenen Pianisten.

 2) Hermann Gehlen - Kyrie
(Jazzmesse '66, Schwann, 1969)

Die ersten Jazzgottesdienste wurden Mitte der 50er Jahre organisiert. Durch die Einbindung moderner Musik in die Messe, wollten die Organisatoren gezielt junge Menschen für Religion begeistern und ihnen demonstrieren, dass Glaube keineswegs rückständig oder konservativ sein muss. "Kyrie" wurde 1966 von Hermann Gehlen für eine Jazzmesse in Düsseldorf geschrieben, die drei Jahre später von Kurt Edelhagen, der Solistin Agnes Giebel und dem Chor des Düsseldorfer Musikvereins für das Kirchenlabel Schwann eingspielt wurde.


3) The Search Party - The News is You
(Montgomery Chapel, Century Records, 1969)
 
Hierbei handelt es sich um eine Scheibe, die von vielen Sammlern als DER heilige Gral unter religiösen Platten bezeichnet wird. An dem musikalischen Talent des Quartetts kann es nicht liegen, denn auf einigen Tracks der LP hört man deutliche Schwächen im Gesang und Instrumentalspiel. Dennoch hat der aus Wisconsin stammende Produzent Nicholas Freund es wie kaum ein anderer verstanden, die Underground-Szene in San Francisco mit seinen religiösen Visionen zu verbinden. In der Montgomery Chapel nahmen er und seine Studenten schließlich das Album auf, dass in einer Auflage von 600 Exemplaren erschien. Und dies ist sicherlich der Hauptgrund, warum die obskure LP heute in Kennerkreisen für 1500$ gehandelt wird.

4) Exodus - Kettenlied
(Wovon Menschen leben, Privat, 1982)

Es ist schon erstaunlich: In Deutschland gibt es vergleichsweise wenig Funkplatten mit deutschen Texten. In den 70er Jahren dominierte immernoch Schlager, die Exoten und Freaks beschäftigten sich mit Rock. Und ausgerechnet eine kirchliche Band wie Exodus ist es, die auf ihrem "Kettenlied" funkige Grooves präsentieren. Auch wenn die gesamte LP musikalisch gelungen ist, bleibt dieser Song leider der einzige Ausflug in den Funk-Kosmos, ähnlich wie bei manchen Schlagermusikern, die es riskierten Funk in ihre Musik einfließen zu lassen.


5) Calvin B. Rhone - I believe
(Intimate Friend, Privat, 1983)

Calvin B. Rhone ist Pastor in Los Angeles und bekannt dafür, dass er nicht nur gern predigt, sondern auch singt. Als Sohn lokaler Kirchenaktivisten begann er seine Gesangskarriere bereits im Alter von acht Jahren, ehe er Anfang der 80er, im Alter von 22 Jahren, sein erstes Album „Intimate Friend“ veröffentlichte, auf dem er seine Liebe zu Funk und Gott miteinander verband. Seitdem machte sich der Baptist einen Namen als singender Pastor und gibt bis heute weltweit Seminare, in denen er unterstreicht, dass er nicht nur ein Mann des gesprochenen Wortes ist, sondern auch des gesungenen – des Gospels. Das Album erschien als Privatpressung und ist heute kaum noch bekannt - zu unrecht wie "I believe" beweist.

6) Mighty Walker Brothers - God's been good to me
(Single B-Seite, Revival, 197?)

Hinter den Mighty Walker Brothers, nicht zuverwechseln mit der Popgruppe The Walker Brothers, verbirgt sich eine Funkband aus Ecorse, in der Nähe Detroits. Während der 70er Jahre nahmen sie, beinflusst vom Soul und Funk der Motorcity, ein paar Singles für das lokale Label Revival auf. Die religiöse Ausrichtung des Labels kommt schon auf dem Aufdruck ums Mittelloch klar zum Ausdruck: "Dedicated to the promotion of the Gospel of Jesus Christ". Was den sekularen Hörern jedoch zu christlich war, war den Gospelhörern zu funky und damit unchristlich. So blieb die Band bis heute unentdeckt.
 
7) That's Why - Mattheus 25
(That's Why, Jazzman, 2012)

Die Rockmusik der 70er Jahre hatte einen Hang zum diabolischen, der sich im Hardrock und schließlich im Metal manifestierte. Bands wie Black Sabbath waren in den Augen der Kirche Auswüchse eines immer weiter um sich greifenden Mangels an christlichem Gedankengut. Um die jungen Menschen vom Teufel zu Gott zu bringen, wurden religiöse Rock-, sowie Folk- und Jazzgruppen gegründet. In Norwegen fand diese Entwicklung im Rahmen des Forum Experimentale statt, zu dem auch die Gruppe That's Why um Pianist jan Simonsen und Sängerin Gerdelin Sørensen zählte. Sie nahmen die Alben "Children of the future age" und "That's Why Vol. 2" auf, auf der sie Folk mit Jazz und Bibeltexten vermischten. Im vergangenen Jahr nahm sich das Label Jazzman diesen unauffindbaren Werken an und brachte eine selbstbetitelte Compilation heraus.

8)  David Axelrod - The Warning part II 
(Earth Rot, Capitol, 1970)

David Axelrod ist Komponist, Arrangeur und Produzent. Wer sich auch nur ansatzweise mit Rapmusik beschäftigt, der kennt höchstwahrscheinlich auch seine Musik - jedoch in veränderter Form. Denn Produzenten wie Dr. Dre oder Kanye West bedienten sich unzählige Male an Axelrod's Kompositionen und sampelten sie für ihre eigenen Songs. Der Schöpfer selbst hat seit jeher ein gespaltenes Verhältnis zu dieser Kunstform, denn einerseits schränke es die musikalische Kreativität ein, andererseits habe er es Hip Hop zu verdanken, dass auch junge Menschen seine Musik kennen und hören. Denn nach seinen Erfolgsjahren in den 70ern, bekam Axelrod keine Aufträge mehr und lebte in einem bescheidenen Appartment in Los Angeles. Bis in den frühen 90ern ein Vertreter seines ehemaligen Labels an die Tür klopfte um ihm einen dicken Scheck mit den Tantiemen für seine gesampelten Songs zu überreichen. Auch "The Warning part II" fand bereits Verwendung auf Mos Def's Album "Black on both sides".
9) The Electric Prunes - Closing Hymn
(Release of an oath, Reprise, 1968)

Die Mitglieder der Electric Prunes fanden sich in San Fernando Valley, Los Angeles. Sie starteten ihre Karriere mit Psychedelic-Singles, die sie an lokale Radiostationen verschickten. Es dauerte nicht lange, bis das Label RCA auf die Gruppe aufmerksam wurde, die zu diesem Zeitpunkt schon einige Hits in der Region landen konnte. Nach Charterfolgen in den USA und England, stellte Prunes-Manager Lenny Poncher Kontakt zum Arrangeur und Komponisten David Axelrod her. Axelrod schrieb jedoch Stücke, die technisch so anspruchsvoll waren, dass die Garagen-Band während der Produktionsphase von "Mass in F-Minor" aufgab und die kanadische Gruppe The Collectors die Aufnahmen vervollständigten. Für das zweite gemeinsame Album "Release of an Oath" engagierte Axelrod darum Top-Studiomusiker aus Los Angeles und liess die Electric Prunes lediglich den Gesang aufnehmen. 
  
 10) Oskar Gottlieb Blarr - Begebenheit
(Denn er hat Wunder getan, Schwann, 1968)

Der Kirchenmusiker und -organist war fast 40 Jahre lang an der Neanderkirche in Düsseldorf tätig. Hier schrieb er neben Oratorien und Orchesterwerken auch Musik für Jazzmessen. Das Album "Denn er hat Wunder getan", welches auf dem lokalen Schwann-Label erschien, nahm er gemeinsam mit Knut Kiesewetter auf. Der Jazzsänger und Posaunist ist bekannt dafür Jazz mit unterschiedlichsten Stilen, darunter Blues, Chanson und eben auch Gospel zu mischen.

11) Rising Stars - Kyrie
(Worte ins Leben - Neue Lieder zum Gottesdienst, Studio Union, 1975)

Dieser Titel wurde mir von Johannes zugespielt. Ich habe leider kaum Informationen zur Band gefunden. Fakt ist, dass er auf der 2x7inch "Worte ins Leben - Neue Lieder zum Gottesdienst" zu finden ist. Die Band selbst bestand aus "Theologiestudenten der Ordenshochschule der Redemptoristen in Henned/Sieg.
Ihre langjährigen Erfahrungen in dem Bemühen, mit neuen textlichen und musikalischen Ideen zu einem lebendigen Gottesdienst beizutragen, haben auch in diesen Liedern ihren Ausdruck gefunden. Das lebhafte Echo in zahlreichen Gemeinden hat die Band der jungen Ordensleute ermutigt, ihre neuesten Lieder auf diesen Platten der Öffentlichkeit vorzustellen."

12) Bala Miller & The Great Music Pyrameeds of Afrika - Ikon Allah
(Bala Miller & The Great Music Pyrameeds of Afrika, Afrodisia, 1979)

Mit über 44% hat Nigeria einen der höchsten Anteile an Muslimen in Afrika, besonders der Norden ist muslimisch geprägt. Aus dieser Region stammt Bala Miller, einer der prominentesten Musiker und Entertainer des westafrikanischen Landes, der vor zehn Jahren, im Alter von 75 starb. Seine Lieder hatten oft sozialkritische, aber auch religiöse Themen zum Inhalt, so besang er auf „Ikon Allah“ beispielsweise den Willen Gottes, unterstützt von seiner Band Pyrameeds of Afrika. In Nigeria kennt man das Lied vornehmlich aus der Miller's Fernsehshow, in der er häufig seinen eigenen Songs sang.

13) Salamander - False Witness
(The Ten Commandments, Young Blood, 1971)

Salamander aus Großbrittanien waren hörbar von den frühen Deep Purple inspiriert. Auf ihrem Konzeptalbum "The Ten Commandments" kombinierten sie diesen Rock mit biblischen Texten. Der track "False Witness" bezieht sich auf das achte Gebot - Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deines Nächsten.
14) The Sim-Aries - I was just a sinner
(Out on a Hill, ABC, 1974)

The Sim-Aires sind eine R&B-Gospelkapelle aus Kalifornien, die neben der LP "Out on a Hill" auch eine handvoll Singles releast haben. Besonders das für Gospel typische Element des Call-and-Response kommt wie auf "I was just a sinner" häufig zum Einsatz. Die LP ist einer der nicht so leicht zu findenen Releases des Labels ABC / Dunhill Records, auf dem in den frühen 70ern viele Soulklassiker erschienen.