Tuesday, December 11, 2012

Sendung 22 - Weltreise

Weltreise IV - Der vierte Teil der DITC-Rundreise führt Caballo unter anderem nach Wales, Armenien und auf die Philippinen. Es gibt obskure Fusionen aus traditioneller Musik mit Funk, Jazz und Rock. Die meisten Künstler sind heute vergessen - dabei haben sie wichtige Pionierarbeit für die Musikentwicklung im 20. Jahrhundert geleistet. Freut euch auf eine Auswahl verschollener Aufnahmen von allen Kontinenten der Welt!


1) Roberto Roena Y Sus Megatones - Take Five
(Se Pone Bueno / It Gets Better, Akegre, 1966)

Am 5. Dezember 2012, einen Tag vor seinem 92. Geburtstag, starb der Jazzpianist David Brubeck. In seiner Musik vermischte Brubeck Jazz mit europäischer Konzertmusik, aber auch mit anderen Elementen wie lateinamerikanische Rythmen. Ein gutes Beispiel hierfür ist seine berühmteste Komposition "Take Five". DITC erweist dem Meister der ungeraden Taktarten die letzte Ehre und spielt eine rare Interpretation des puerto-ricanischen Percussionisten Roberto Roena.

2) Ara - Mini Midi Maxi
(Single, Meka, 196?)

Ara oder ԱՐԱ ist ein Sänger aus Armenien, der lange im Libanon gelebt hat. In Beirut nahm er Ende der 60er mit seinem Trio die Single "Mini Midi Maxi" für das Label Meka Records auf. Neben dieser Scheibe ist lediglich ein weiterer Release bekannt: Die Single "Sev Sev Atcher", welche bei Lis Records erschienen ist. Mehr Informationen gibt es leider nicht.

3) Kevin Clark Band - Big Fat Papa
(On Saturday, Ode, 1975)

Auf dem neuseeländischen Label Ode erschienen in den 70er Jahren einige Funkplatten, von denen "On Saturday" wohl am schwierigsten zu finden ist. Selbst bei Popsike kann man zu dieser Platte keine Einträge finden, was mit Sicherheit nicht daran liegt, dass sie keine Preise von mindestens 20€ erzielen würde. Kevin Clark ist heute noch aktiv. Die Aufnahmen entstanden zu einer Zeit als er die hausband aus der neuseeländischen Show "On Saturday" leitete.

4) Shin Jung Hyun - 긴긴 밤
(Shin Jung Hyun & Yup Juns Vol. 1, Jigu, 1974)

Eine Freundin sagte mit, die Übersetzung dieses Titels wäre "Lange, lange Nacht". Shin Jung Hyun hat viele lange Nächte erlebt. Nachdem er für seine "vulgäre" Musik öffentlich kritisiert wurde und die Polizei auf seinen Konzerten immer wieder Razzien durchführten, wurde er wegen Mariuhanabesitzes verhaftet. Wieder auf freien Fuß beschloss die Politik ein Auftrittsverbot gegen ihn durchzusetzen. Shin Jung Hyun wendete sich daraufhin von eigenen Musikprojekten ab und eröffnete einen Nachtklub in Seoul, um die junge progressive Musikszene zu unterstützen. Heute ist die Anerkennung für den Gitarristen in Südkorea ausgesprochen groß und so wird er einhellig als der "Pate des koreanischen Rock" bezeichnet.

5) Sidan - Ar Groll
(Teulu, Ynel Sam, Sain, 1975)

Ich muss gestehen, bis vor kurzem habe ich nicht den geringsten Gedanken an Musik aus Wales verschendet. Mit dem Album "Teulu Ynel Sam" von vor Folksängerin Sidan hat sich das jedoch geändert. Tatsächlich wurden auch im keltischen Teil Großbritanniens Funk und Rock in den 70er Jahren aufgenommen. Soweit ich es überlicken kann, handelt es sich hierbei um die einzige LP der Sängerin. Zwei jahre zuvor erschien lediglich eine Single mit dem Titel "Ai Cymro Wyt Ti".

6) The Sahara All Stars of Jos - Take your Soul
(The Sahara All Stars of Jos, EMI, 1976)

Die Sahara All Stars of Jos kommen aus dem Norden Nigerias und reisten für die Aufnahmen zum zweiten Album quer durchs Land bis nach Lagos im Südwesten. Dort recordeten sie 1976 die selbstbetitelte LP in den EMI Studios der Hauptstadt. Ganz im Stile ihres Landmanns Fela Kuti spielen sie auf "Take your Soul" treibende Afrobeat-Patterns, die den Zuhörer durch hypnotische Repetition des 2-Takt-Riffs alles um sich herum vergessen lassen und zum Tanzen auffordern.
Mehr Musik aus Nigeria könnt ihr hier hören!

7) Erkin Koray - Yagmur
(Single, Istanbul, 1971)

Im Einleitungstext zu dieser Sendung sprach ich von Vorreitern, die die Musik des 20. Jahrhunderts maßgeblich weiterentwickelt haben, aber trotzdem nie die Anerkennung erhalten haben, die sie verdient hätten. Erkin Koray ist einer dieser Künstler, dem die große Weltbühne verwährt blieb. Ähnlich wie Shin Jung Hyun ist sein Stil wohl zu kompromisslos und nicht massentauglich genug - zumindest im westlichen Teil der Welt. In der Türkei gilt er als einer der wichtigsten Vertreter der Rockmusik und gilt auch für die neue Generation von Musikern als wichtiger Einfluss.

8) Gonjasufi - Kobwebz
(A Sufi and a Killer, Warp, 2010)

Das Erkin Koray nicht nur nachfolgende Musiker aus der Türkei beeinflusst, sondern seine Musik in Zeiten des Internets auch auf anderen Teilen der Erde seine Spuren hinterlässt, zeigt der Song "Kobwebz" von Gonjasufi. Der Sänger aus Kalifornien knüpft mit seiner Form des Psychedelic dort an, wo Künstler wie Erkin Koray vor 40 Jahren eine neue, progressive Ausdrucksform in die Musik brachten. Dabei dienen Originale wie "Yagmur" als Nährboden der Inspiration.
9) Los Belkings - Okinawa 2000
(Single, Virrey, 196?)

Das gitarrenlastige Surfmusik in den 60er Jahren nicht nur an der nordamerikanischen Westküste beliebt waren, sondern auch weiter südlich, habe ich im vergangenen Jahr bereits in der Sonderausgabe zur peruanischen Musik (klick) deutlich gemacht. Los Belkings ist eine dieser bands aus Lima, die sich anfangs mit dem Covern der US-Hits begnügten, dann aber auf das Spielen eigener Titel umstiegen. Die Single "Okinawa 2000" ist ein rarer Klangbeleg für diese Entwicklung zum Ende des Surfbooms in den späten 60ern.

10) Arthur Verocai - Caboclo
(Arthur Verocai, Continental, 1972)

Im vergangenen Jahr wurde diese LP bei Ebay für einen Rekordpreis von 5000$ versteigert! Grund für diesen unglaublich hohen Preis ist einerseits die Qualität der Scheibe, keine Frage. Nicht jede gute Platte wird aber für 5000$ gehandelt. Wenn man die Preisentwicklung dieses Albums betrachtet, dann fällt auf, dass sie bei Sammlern vor allem so hoch im Kurs steht, seitdem Künstler wie Madlib oder MF Doom sie für ihr Songs gesampelt haben. Mitlerweile folgten diverse Neuveröffentlichungen, wodurch auch mehr Produzenten die Möglichkeit hatten mit Soundschnipseln dieses Albums zu arbeiten. Das Original dazu gewann folglich an Wert bei einer so hohen Nachfrage. Ob die Platte aber 5000$ Wert ist, gegenüber 20$ für die Nachpressung, sei dahingestellt.

11) Mulatu Astatqé - Yekermo Sew
(Single, Ahma, 1969)

In den späten 60ern fusionierte Mulatu Astatqé volkstümlichee Musiktraditionen seines Heimatlandes Äthiopiens mit Jazzelementen. Während seines Musikstudiums in den USA kam er mit Jazz und lateinamerikanischer Musik in Berührung, die er nach seiner Rückkehr Anfang der 70er Jahre zunehmend in seine Musik integrierte. Seit den 90ern haben Plattensammler seine Musik wiederentdeckt und so gibt es neben zahlreichen Reissues auch neue Projekte, wie zum Beispiel das Album „Inspiration Information“ mit dem Londoner Groove-Orchester The Heliocentrics, das 2009 bei Strut erschien.

Ein kleines Portrait über Astatqé und seinen Ethio-Jazz könnt ihr euch im unten folgenden Video anschauen:

12)  Oh No - The Pain
(Dr. No's Ethiopium, Disruption Prod., 2009)

Das im zuge des Afrobeat-Revivals die Platten der 70er Jahre nicht bloß wiederveröffentlicht werden beweist Oh No. Der Produzent hat sich durch die Plattenkisten Äthiopiens gewühlt und sowohl Ethio-Jazz, als auch ethnologische Aufnahmen zu einem Beattape verwurstet. "Dr. No's Ethiopium" heißt das Werk, auf dem insgesamt 36 Tracks zu finden sind.

13) The Hi-Jacks - Sleepy Head
(Single, Dyna, 196?)

Meine Vermutung ist, dass diese Single Anfang der 60er Jahre entstanden ist. Genauere Angaben habe ich jedoch nicht zu der Aufnahme. The Hi-Jacks begannen ihre Karriere als typische Clubband, die zur Unterhaltung die angesagten Tanzhits spielte. Einflüsse von The Ventures oder The Shadows sind deutlich zu hören. Nachdem The Beatles auch auf den Philippinen zur angesagtesten Band avancierten, beschloss der Manager der Hi-Jacks sie zur Studioband von  Eddie Mesa zu machen, dem "Philippinischen Elvis". Gemeinsam coverten sie die Tophits der Beatles.

14) Ananda Shankar - Dancing Drums
(Ananda Shankar and his Music, EMI, 1975)

East meets West lautet der Arbeitstitel für das Genre, dass Ananda Shankar mit seiner Fusion aus indischen Klängen und westlicher Musik mitbegründet hat. Es muss ein völlig neues Klangerlebnis für die Zuhörer im Jahr 1970 gewesen sein, denn bis dahin kannte man die Sitar fast ausschließlich als Instrument traditionaller Musik Indiens. Selbst heute hinterlässt die Mischung aus Moog Synthies und Sitar einen bleibenden Eindruck. Auf Ananda Shankars zweitem Album greift er Funk und Psychedelic auf und bindet sie in seine Fusion ein.

15) Electric Jungle - Funky, funky Christmas
(Single, Nike, 1971)

Zum Ende der Ausgabe habe ich mich dazu hinreißen lassen einen der Jahreszeit entsprechenden Song zu spielen: Funky Funky Christmas. Ein Freund machte mich letztes Jahr auf den Song aufmerksam und nun bot es sich an den Titel zu spielen. Die Single erschien 1971 auf Nike Records. Ich bin mir nicht sicher ob das Label etwas mit dem Sportkonzern zu tun hat und ob es sich dabei vielleicht sogar um einen Webesong handelt. Ich gehe eher nicht davon aus. Falls jemand Informationen hat, freue ich mich, wenn ihr sie mir mitteilt.

Sunday, December 2, 2012

SpokenView Gewinnspiel

Das SpokenView-Gewinnspiel ist beendet. Danke an alle, die mitgemacht und gerätselt haben.
Das Paket mit der Single von Die Bestesten und dem Shirt geht an Lucas Reus.

Herzlichen Glückwunsch!

Wer möchte, kann die Sendung hier noch einmal nachhören.

Einen schönen ersten Advent.