Wednesday, July 6, 2011

Sendung 05 - Juli '11

Die Musik Afrikas ist vielfältig. Trotzdem verbinden viele mit diesem Kontinent nach wie vor ausschließlich Trommelklänge und wilde Tänze. Caballo zeigt euch in dieser Ausgabe Musik aus Afrika, die sich fernab solcher Klischees bewegt: Ihr hört Reggae aus Nigeria, Jazz aus Ägypten, Funk aus Kenia und viele weitere afrikanische Klangfacetten.



Playlist:

1. Cardinal Rex Lawson & His Rivers Men – Yellow Sisi
(Love m’adure special, Akpola, 1972)Highlife – Die wohl populärste Musik des 20. Jahrhunderts in Afrika. Sie entwickelte sich in den 20er Jahren und erlebte ihren Höhepunkt in den 50ern und 60ern. Musiker wie Cardinal Rex Lawson hatten großen Anteil an der raschen Verbreitung dieser Musik, die sich nicht nur auf die übrigen Teile des Kontinents, sondern auf die ganze Welt erstreckte. Voraussetzung hierfür war, dass möglichst viele Menschen die Texte verstanden, weshalb vor allem auf Englisch gesungen wurde – einem Englisch, das stark mit einheimischen Sprachen vermischt wurde, wie man auf „Yellow Sisi“ nachhören kann.

2. King Sunny Adé – Ariya is Unlimited 
(The Royal Sound, Sunny Alade, 1979)

Der selbst ernannte König des Juju begann seine Musikerkarriere in den 60er Jahren und wurde binnen kürzester Zeit zu einer Ikone in seinem Heimatland Nigeria. Der eng an Highlife orientierte Stil entwickelte sich vor allem im Westen des Landes, dort wo das Volk der Yoruba lebt, zudem auch King Sunny Adé zählt. Besonders prägend für die städtische Musik wurden die Klänge der Dundun- und Gangan-Trommeln, die wegen ihrer variablen Tonhöhen oft Talking Drums genannt werden.

3. Ebo taylor – Peace on Earth
 (Twer Nyame, Essiebons, 1977)

Mit seinen 74 Jahren zählt der ghanaische Sänger und Insrumentalist Ebo Taylor unbestritten zu den Musiklegenden des Landes. Bereits in den 50er Jahren machte er als Mitglied der Highlife-Kombos The Stargazers und The Broadway Dance Band auf sich aufmerksam. Nachdem er in den 60er Jahren selbst Bands leitete und unter anderem mit Fela Kuti zusammen arbeitete, wandte er sich in den Folgejahren dem Afrobeat zu. Aus dieser Zeit stammt das Album „Twer Nyame“, das wie viele andere rare Platten aus Ghana bei dem Label Essiebons erschienen ist.

4. Mulatu Astake – Kasalefkut-Hulu
 (Mulatu of Ethiopia, 1972, Worthy)

Mulatu Astake gilt sowohl als Begründer des Ethio-Jazz, wie auch als Pionier des Ethno-Jazz. Beide Begriffe bezeichnen die Verschmelzung volkstümlicher Musiktraditionen mit Jazzelementen, wobei sich Ethio-Jazz speziell auf Musik Äthiopiens bezieht, wo Astake 1943 geboren wurde. Während seines Musikstudiums in den USA kam er mit Jazz und lateinamerikanischer Musik in Berührung, die er nach seiner Rückkehr Anfang der 70er Jahre zunehmend in seine Musik integrierte. Seit den 90ern haben Plattensammler seine Musik wiederentdeckt und so gibt es neben zahlreichen Reissues auch neue Projekte, wie zum Beispiel das Album „Inspiration Information“ mit dem Londoner Groove-Orchester The Heliocentrics, das 2009 bei Strut erschien.

5. Chief Checker – Irie Africa
 (The Sound of Chief Checker – Sounded Original, Wiliam Bros., 1979)

Authentischer Reggae aus Nigeria – wer gründlich genug sucht, findet auch solche Perlen. Die LP „The Sound of Chief Checker – Sounded Original“ ist eine echte Kuriosität, denn der Klang des Albums erinnert tatsächlich stark an die legendären Aufnahmen, die im legendären Studio One auf Jamaika gemacht wurden. Einigen ist der Titel „Irie Africa“ vielleicht schon von den sehr empfehlenswerten Compilation „Nigeria 70 – Lagos Jump“ vertraut, die 2008 bei Strut veröffentlicht wurde.

6. Matata – Talkin’ talkin’ 
(Independence, President, 1974)

Die Funkgruppe Matata stammt ursprünglich aus Kenia, trotzdem spielen auf dem zweiten Album “Independence” auch Musiker aus anderen Ländern mit, wie zum Beispiel der Saxophonist Dudu Pukwana. Der Sound der Band ist hörbar am Soul Brother Number One James Brown orientiert, was zu dieser Zeit sehr typisch war und besonders beim englischen Publikum gut ankam. Aus diesem Grund konnten Matata ihre zwei Studioalben in London für das Label President Records aufnehmen und traten häufig in Pubs und anderen Kaschemmen der Stadt auf.

7. Ofo & The Black Company – Allah Wakbarr
(Allah Whakbarr Single, Decca, 1972)


Ähnlich wie bei Matata life es auch bei der Studentenband Ofo & The Black Company, die sich in Lagos gründete und nach wegen ihres Rufs als spektakuläre Liveband nach Großbritannien eingeladen wurden. Ein Album nahmen sie soweit ich weiß nicht auf, aber eine Single veröffentlichten sie 1972 über Decca UK.

8. Heshoo Beshoo Group – Wait and See 
(Armitage Road, EMI/Columbia, 1970)
 
In den 60er und 70er Jahren erschienen in Südafrika einige sehr gelungene Jazz-LP’s, die ohne Zweifel mit US-Releases mithalten können. Es handelt sich dabei nicht bloß um Sound-Kopien der amerikanischen Vorbilder, sondern um eigenständige Spielarten, wie man bei der Heshoo Beshoo Group hören kann. Der Titel ihres 1970 erschienenen Albums „Armitage Road“ ist eine Anspielung auf das The Beatles-Album „Abbey Road“, das ein Jahr zuvor in England releast wurde. Auch das Cover weist starke Ähnlichkeiten auf, wobei besonders der Rollstuhl-fahrende Gitarrist Cyril Magubane ins Auge fällt.


9. Salah Ragab & The Cairo Jazz Orchestra – Egypt Strut
 

(Egypt Strut Single, 1970?)

Die Single “Egypt Strut” ist mit Sicherheit eine der seltensten und gleichzeitig meist gesuchtesten Scheiben Ägyptens. Der Jazz-Musiker nahm sie irgendwann zwischen 1966 und `73 mit dem Cairo Jazz Orchestra auf. Vor fünf Jahren erschien sie auf dem Label Jazzman neu, gefolgt von der LP „Egyptian Jazz“ auf der alle Aufnahmen der Kombo aus dieser Zeit über Art Yard zum ersten Mal veröffentlicht wurden.

10. Francis Bebey – Bissau
 (Akwaaba: Music for Sanza, Original Music, 1985)
 
Die Sanza ist eines der gebräculichsten Instrumente in Afrika. Es handelt sich dabei um einen Resonanzkörper aus Holz, auf den mehrere Metallstäbchen mit unterschiedlicher Länge geklemmt werden. Durch Zupfen dieser Lamellen mit dem Daumen wird das Instrument zum Erklingen gebracht, weshalb es hierzulande oft als Daumenklavier bezeichnet wird. Der kamerunische Musikethnologie, Multiinstrumentalist und Schriftsteller Francis Bebey experimentiert seit Jahrzehnten mit den Klängen dieses Instruments und versucht neue Spielweisen zu entwickeln. Auf seinem Album „Akwaaba: Music for Sanza“ kann man die Ergebnisse seiner Arbeit nachhören. Das Album erschien 1985 über Original Music und wurde 1994 unter dem Titel „African Moonlight“ für den europäischen Markt bei Trikont neu aufgelegt. Kurioserweise handelt es sich bei dem Cover der Neuveröffentlichung allerdings um ein Bild von einem anderen Album Bebey’s, nämlich „Sanza Nocturne“, auf welchem aber zur Hälfte die gleichen Titel enthalten sind.

11. Orchestre Original De Kayes – Sanjina 
(Orchestre Original De Kayes – Bärenreiter, 1970)

Die zehn-köpfige Gruppe Orchestre Regional de Kayes aus Mali erlangte 1970 größere Aufmerksamkeit durch ihren Auftritt auf einem alljährlichen Musikfestival in Mali, bei dem sich Bands aus den verschiedenen Regionen des Landes miteinander messen. Das Label Bärenreiter entschloss sich im rahmen ihrer Musicaphon-Reihe “the best moments from the first biennale of arts and culture for the youth” zu veröffentlichen. Es ist der einzige Release, den die Band jemals veröffentlicht hat.

Sunday, July 3, 2011

Voodoo Funk

Willkommen auf dem Blog zur Radiosendung Diggin in the Crates. Ich bin in den letzten Wochen fleißig gewesen und habe die Ausgaben der vergangenen Monate hochgeladen. Ab sofort habt ihr die Möglichkeit alle Sendungen im Archiv rund um die Uhr nachzuhören. Ihr braucht sie nicht einmal herunterladen, sondern könnt sie direkt als Stream verfolgen. Zudem findet ihr in der Playlist jede Menge Infos zu den gespielten Tracks.
Es lohnt sich regelmäßig vorbeizuschauen, denn neben den aktuellen Ausgaben poste ich auch Podcasts und Mixe mit raren Schallplatten.

Um euch auf die Sendung am Mittwoch einzustimmen, habe ich einen sehr feinen Mix von Voodoo Funk für euch. Es handelt sich um seltene Aufnahmen aus Westafrika, im speziellen aus Ghana und Nigeria.



Der Mann, der hinter dem großartigen Blog Voodoo Funk steckt ist Frank Gossner. Wer sich für rare Platten aus Afrika interessiert ist dort genau richtig. Gossner diggt seit Jahren in Ghana und kann als der unangefochtene Schatzmeister des Afrofunk bezeichnet werden. Einen Einblick in seine Sammlung erhaltet ihr im folgenden Interview.